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Pride Month – LGBTQ+

Lesedauer 23 min

Mehr denn je brauchen wir die diesjährige Pride. Mehr denn je müssen wir ein Zeichen für Vielfalt setzen. Diversität umfasst viele verschiedene Faktoren – um genau zu sein: Sieben Ebenen. Sieben Ebenen, über die wir beispielsweise schon auf unserem XLETIX Kids Blog ausführlich am Internationalen Kindertag berichtet haben. Heute möchten wir uns anlässlich des Pride Month und dem bevorstehenden Christopher Street Day auf zwei Ebenen fokussieren: Die geschlechtliche Identität und die sexuelle Orientierung einer jeden Person. Denn eine bunte Gesellschaft ist eine starke, offene und tolerante Gesellschaft.

Crashkurs LGBTQ+

Bevor wir so richtig loslegen, gilt es erstmal, die Basics zu verinnerlichen. Solltest du also zu Beginn noch ein wenig Nachhilfe brauchen – kein Problem! Klick dich durch. In den folgenden Slides erklären wir dir nochmal Step by Step, für was LGBTQ+ eigentlich steht.

L = Lesbian/Lesbisch.

Lesbisch bezieht sich auf die sexuelle Anziehung und/oder romantische Beziehungen zwischen Frauen, einschließlich Frauen, die transgeschlechtlich sind und sich selbst als Frau identifizieren.

G = Gay/Schwul (Im Deutschen deshalb auch häufig: LSBTQ+)

Schwul bezieht sich auf die sexuelle Anziehung und/oder romantische Beziehungen zwischen Männern, einschließlich Männern, die transgeschlechtlich sind und sich selbst als Mann identifizieren.

B = Bisexual/Bisexuell

Bisexuell bezieht sich auf die sexuelle Anziehung und/oder romantische Beziehung, sowohl gegenüber dem eigenen Geschlecht als auch anderen Geschlechtsidentitäten.

T = Trans

Bezieht sich auf Menschen deren Geschlechtsidentität nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Auch nonbinäre* Personen können sich also häufig mit dem Begriff trans identifizieren.

Q = Queer

Ein Begriff, der außerhalb der Cis**/Heteronormativität*** steht und die Vielfalt und Komplexität hinter geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen aufgreift. Auch wir werden in diesem Beitrag oft das Wort Queer verwenden, um Diversität und Inklusion innerhalb der LGBTQ+-Gemeinschaft und darüber hinaus auszudrücken und zu benennen.

 

+ = Hier wird das Spektrum von geschlechtlicher Identität und Orientierungen ausgedrückt.

Durch das angehängte + bleibt Platz für viele weitere Selbstzuschreibungen, wie beispielsweise:

Intersexualität = Beschreibt Menschen, deren körperliche Merkmale nicht eindeutig männlich oder weiblich sind.

Asexualität = Von Asexualität wird gesprochen, wenn nur wenig bis keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen besteht.

…und viele weitere!

LGBTQ+ ist also ein grundlegender Sammelbegriff, der viele verschiedene Menschen anspricht. Dadurch werden Identifikationsmöglichkeiten geschaffen, Halt gefunden, Gleichgesinnte getroffen und so viel mehr. Warum ist das so wichtig?

Rechtsruck – Ein Angriff auf die Menschlichkeit

“Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen” (Karl Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde).

Wie die Europawahlen gezeigt haben, nimmt der Rechtsruck auch in Deutschland immer weiter zu. Hier geht es nicht nur um rassistische Ideologien, sondern auch um Ableismus (=Behindertenfeindlichkeit) sowie Trans- und Homofeindlichkeit. Kurzum: Es geht um den Ausschluss und die Schwächung von Minderheiten. Das hat Einflüsse auf die Gesellschaft: Erst kürzlich berichtete die Tagesschau über die Häufung queerfeindlicher Angriffe in ganz Deutschland. Durch starke rechte Kräfte werden die Hemmschwellen geringer. Denn wenn sich Intoleranz zur schleichenden Normalität entwickelt, fühlen sich immer mehr Menschen unsicher und eingeschränkt in ihrer Identität.

Schonmal eine Pro- und Contra-Liste fürs Händchenhalten in der Öffentlichkeit erstellt? Wenn du dich selbst als Queer bezeichnest, weißt du ziemlich sicher, worüber wir hier sprechen. Für alle anderen klingt dies zunächst absurd. Denn die Lebensrealität queerer Personen unterscheidet sich von der cis-heterosexueller. Das beginnt bei der Frage, wie die eigene Familie auf diesen Teil der Individualität reagiert, und reicht bis hin zum ständigen Abwägen, wo man sich offen als Queer zeigen kann und wo man dies – aus Angst vor Anfeindungen und Übergriffen – besser versteckt. Beim Händchenhalten handelt es sich natürlich nur um ein Beispiel von vielen.

Inwiefern unterstützt das deutsche Gesetz LGBTQ+? Während die Ehe für alle und das Selbstbestimmungsgesetz (ab August 2024) für Fortschritt und eine inklusivere Gesellschaft stehen, gibt es allerdings auch einige Lücken. Die wohl größte davon finden wir in Artikel 3, Abs. 3. Denn das Grundgesetz, welches als Antwort auf das Schreckensregime des Nationalsozialismus entworfen wurde, soll sicher stellen, dass sich die damaligen Zustände niemals wiederholen. Allerdings fehlt die LGBTQ+-Community dort als Opfergruppe der NS-Zeit. Kritiker/innen sehen dadurch beispielsweise bereits erkämpfte LGBTQ+-Rechte in Gefahr.

Zusammengefasst bleibt nicht zuletzt auf Grund aktueller Entwicklungen, aber auch im Hinblick auf die gesellschaftlichen Hürden, denen sich LGBTQ+ jeher stellen müssen, folgendes zu sagen: Es reicht nicht mehr aus, sich im stillen Kämmerlein als tolerante Person zu bezeichnen. Wir müssen ALLE offen und laut für Vielfalt und gegen jegliche Form der Diskriminierung einstehen.

LGBTQ+ im Sport

  • Im Rahmen einer Studie der Sporthochschule Köln wurden 5.500 LGBTQ+-Personen aus allen 28 EU-Staaten zu ihren Erfahrungen im Sport befragt. Die überwiegende Mehrheit gab an, Homo- und Transphobie als grundlegendes Problem im Sport zu sehen. Ein Drittel versteckte beispielsweise in Folge von homo- und transfeindlichem Sprachgebrauch ihre sexuelle Orientierung und/oder geschlechtliche Identität im Kontext ihrer sportlichen Aktivitäten.
  • In mehreren Individualsportarten, wie beispielsweise dem Tennis, kommen viele Sponsoren aus Ländern, in denen Diskriminierung und Verfolgung von LGBTQ+-Personen Alltag sind. Öffentlich sie selbst zu sein, könnte also viele Sportler/innen Geld und Erfolg kosten.
  • Homosexualität ist im Profi-Fußball nach wie vor ein Tabuthema. Während ihrer aktiven Spielerzeit haben sich bisher 0 Profifußballer der Bundesliga offen als homosexuell gezeigt. Expert/innen führen hierfür vor allem toxische Männlichkeit als ein Hauptproblem an.

Was können Vereine und Sportorganisationen tun, um diesen Tendenzen und dem starken Anpassungsdruck, dem sich queere Sportler/innen ausgesetzt fühlen, aktiv entgegenzuwirken? Die folgenden Empfehlungen beziehen sich auf Beiträge des Lesben- und Schwulenverband in Deutschland und Equaletics, die sich für mehr Chancengleichheit im Sport einsetzen.

Sportvereine müssen sich integrativer anfühlen. Deshalb ist es wichtig, vor allem auf Führungsebene einen Check durchzuführen und bildungsfördernde Maßnahmen einzusetzen. Denn insbesondere die Vereinsleitung wirkt grundlegend auf die Strukturen einer Organisation ein. Auf diesem Weg bietet es sich auch an, einen vereinsinternen Leitfaden zu erarbeiten, der darauf abzielt, konkrete Handlungsanweisungen im Falle von Diskriminierungen zu erarbeiten.

Sportorganisationen sollten klare Statements gegen jegliche Form der Diskriminierung setzen – auf ihrer Website, den sozialen Medien und den Events selbst. Und dies nicht nur einmal, sondern immer wieder. So können ein Diskurs und eine stetige Auseinandersetzung mit dem Thema kontinuierlich gefördert werden.

Gerade junge Menschen brauchen Vorbilder, mit denen sie sich identifizieren können. Offen queere Personen, beispielsweise in Trainer/innen-Positionen, können als direkte Ansprechpersonen dienen. Entsprechende Schulungen dieser Ansprechpersonen können umso mehr dazu beitragen, dass ein lösungsorientierter Diskurs zwischen den Teilnehmenden und dem Trainer/innen-Team stattfinden kann.

Das Nutzen geschlechterneutraler Sprache trägt dazu bei, dass sich Menschen unabhängig ihres Geschlechts inkludiert und willkommen fühlen.

Heute noch handeln!

Jeder von uns kann bereits im Kleinen etwas für die Förderung eines bunten, vielseitigen Miteinanders tun. Es gibt eine Menge Bücher und Podcasts zu dem Thema, die dir dabei helfen, über den Tellerrand hinauszuschauen. Es gilt: Wer bereit ist zu lernen, zu verstehen und die eigenen vorurteilsbehafteten Muster zu erkennen, kann auch besser unterstützen und für die Rechte der LGBTQ+-Community einstehen. Auch Social Media ist ein Tool, welches du zu Gunsten deiner Aufklärung nutzen kannst. Es gibt eine Vielzahl an Aktivist/innen, die sich für gendersensible Themen und LGBTQ+-Rechte stark machen. Mit einem Follow unterstützt du diese nicht nur, sondern kriegst auch kostenfreie Bildungsarbeit auf deine Startseite gespült. Hier kommen unsere Top-Tipps:

  • gazelleishername – Gazelle ist eine junge Transfrau, die mit ihrem Content nicht nur unterhält, sondern auch regelmäßig über ihren Lebensweg und die damit verbundenen Hürden und Diskriminierungen berichtet.
  • gialu.mx klärt in deren Beiträgen beispielsweise über die richtige Nutzung von Pronomen auf und schildert das Leben als nichtbinäre Person sowie die damit einhergehende Voreingenommenheit der Gesellschaft.
  • gianni.jovanovic – Aus Giannis Content geht vor allem eines hervor: Diskriminierungen verlaufen intersektional. Das bedeutet, dass Diskriminierungsformen sich überschneiden und nicht separiert voneinander betrachtet werden können. Der schwule Romani und Aktivist setzt deshalb ganz speziell Antisemitismus und Queerfeindlichkeit ins Bild.

Und dann?

Sei laut gegen Menschenhass. Aufklärung und Bildung sind das eine. Diskriminierungen zu benennen, für marginalisierte Gruppen einzustehen und keine Queerfeindlichkeit zu dulden – das andere. Ignoriere also nicht die homophobe Aussage, die du im Gespräch normalerweise eher überhören würdest. Gebe deine Bildung weiter und trete in den Austausch mit Freund/innen und Familie. Besuche Demos und Paraden, die sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzen – wie zum Beispiel den…

Christopher Street Day

Normalerweise weisen wir an dieser Stelle des Blogs auf unsere XLETIX Challenge presented by MaxiNutrition Events hin. Heute möchten wir unsere Stimme für eine andere Eventreihe nutzen: Denn der Juni ist offizieller „Pride Month“. Viele Städte weiten diesen bunten Monat allerdings eher in den Juli aus. Deine Chance, um an einer Menge Kulturprojekte und Demos teilzunehmen. Das Hauptevent ist wohl der Christopher Street Day, kurz auch CSD genannt. Dieser findet mit Sicherheit auch in deiner Nähe statt – alle Termine findest du hier. Der CSD ist eine Demoparade in Erinnerung an die Stonewall-Aufstände, welche in den 1960er Jahren in New York in Folge queerfeindlicher Polizeigewalt stattfanden. Die Stonewall Inn Bar in der Christopher Street war zum damaligen Zeitpunkt ein wichtiger Treffpunkt für die LGBTQ+-Community. Sie besteht bis heute und gilt als historisches Denkmal und Beginn der Pride-Bewegung.

Wir möchten uns in diesem Zusammenhang klar gegen jede Form der Diskriminierung positionieren und betonen, dass diese auf keinem unserer Events geduldet wird. Wir freuen uns auf ALLE, die Lust darauf haben mit uns in den Schlamm zu springen und dabei ein respektvolles und tolerantes Miteinander fördern.

Wenn du dich außerdem zu den Themen intersektionaler Feminismus und Diversität für Kinder belesen möchtest, besuche gerne unseren schauinsland Muddy Angel Run– und XLETIX Kids-Blog.

*nonbinär: Geschlechtsidentitäten, die nicht ausschließlich männlich oder weiblich sind.

**cis/cisgender: Bezeichnet Personen, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

***Heteronormativität: Der Begriff beleuchtet die problematische Denkweise, dass Heterosexualität sowie traditionelle Geschlechterrollen, die einzige „Norm“ sind.